28 Brückenbauer zwischen Nord und Süd

Die Welt im Juli 2017: Gewaltexzesse, Terror und Flüchtlingswellen bestimmen die Nachrichten. Manchem mag es widersinnig vorkommen, dass das Bistum Münster in dieser Gemengelage 28 junge Erwachsene nach Afrika und Lateinamerika entsendet. Verantwortungslos? Ein klares Statement!

 

Zusammen mit ihren Familien und Freunden hat der Münsteraner Weihbischof Dr. Stefan Zekorn die jungen Frauen und Männer am 9. Juli in einem stimmungsvollen Gottesdienst in der Münsteraner Überwasserkirche zu ihrem Freiwilligendienst im Ausland verabschiedet. Von Mexiko über die Dominikanische Republik bis hin zu Ghana, Uganda, Ruanda, Namibia und Tansania verstreut liegen die Einsatzorte.  

 

„Wir senden Sie heute aus, Frieden zu schaffen und Brücken zu bauen zwischen unserem reichen Norden und dem armen Süden, in den Sie reisen. Was Sie tun, ist Friedensdienst“, wandte sich Zekorn an die Teilnehmenden. Er gab zu bedenken: „Frieden schaffen wir nicht, indem wir herrschen, sondern Räume dafür schaffen.“ Jesus sei auf einem Eselfohlen in Jerusalem eingeritten, nicht auf einem stolzen Pferd: „Ein Zeichen dafür, dass er seine Ziele nicht mit Macht und Gewalt umsetzen wollte.“ 

 

Das sei seine innere Haltung gewesen. Jesus habe den Frieden nicht nur verkündet, sondern gelebt, indem er sich selbst erniedrigt habe. „Er ist nicht aufgeplustert durchs Leben gelaufen, sondern hat die anderen Menschen groß gemacht, hat sie ernst genommen und ist aufmerksam mit ihnen umgegangen. Diese Haltung ermöglicht Frieden“, war sich Zekorn sicher.

 

„In unserer auseinanderfallenden Welt ist das, was Sie tun besonders wichtig. Sie werden die Klammer zwischen Nord und Süd sein“, nahm er die Freiwilligen in die Pflicht, „dabei kommt es auf Ihre innere Haltung an.“ Offen auf die Menschen zuzugehen, sich auf die Situation vor Ort einlassen, bereit sein, sich anfragen zu lassen: Dann sei der Boden für den Frieden bereitet. „Dies gilt auch für uns, die wir hier in Deutschland bleiben. Auch in unseren Familien, in der Verwandtschaft, der Nachbarschaft brauchen wir Frieden“, wandte sich der Weihbischof an die Familien und Freunde.

 

Es werde schwierige Tage geben, „in denen Sie sich einsam fühlen. Seien Sie sich gewiss, Jesus ist bei Ihnen. Wenden Sie sich an ihn, sagen Sie ihm, was Sie bewegt. Er wird Ihnen Ruhe und Frieden verschaffen“, sprach Zekorn den jungen Erwachsenen Mut zu. „Probieren Sie es und vertrauen Sie darauf.“ 

 

Die 18-jährige Rahel Ellwardt aus Münster hat sich die Worte des Weihbischofs ins Stammbuch geschrieben. Sie geht für ein Jahr an ein Internat in Uganda. Schon länger ist sie vom afrikanischen Kontinent fasziniert. „Afrika ist weit weg. Nicht nur räumlich gesehen, sondern auch von seiner ganzen Art her ist er mit dem Leben in Europa nicht zu vergleichen. Dort in die Kultur der Menschen einzutauchen, die Perspektive zu wechseln, das finde ich spannend“, erklärte Rahel. „Ich freue mich darauf, Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen zu sammeln; nicht nur an der Oberfläche, wie im Urlaub, sondern richtig den afrikanischen Alltag leben.“

 

Ihre Eltern Ralf und Sylvia kämpfen mit gemischten Gefühlen. „Auf der einen Seite sind wir stolz auf unsere Tochter, dass sie so mutig dieses Unterfangen startet. Andererseits blutet mir das Vaterherz, dass ich meine Tochter fast ein Jahr nicht sehen werde“, sagt Ralf Ellwardt. Beruhigt hätten ihn und seine Frau die gute Betreuung und Vorbereitung durch das Referat „Freiwilligendienste im Ausland“ des Bistums. „Als ich gesehen habe, wie professionell, authentisch und intensiv sich das Bistum um die Teilnehmenden kümmert, hat mich das beruhigt“, ergänzt Sylvia Ellwardt, „nicht nur unsere Kinder sind gut vorbereitet, auch wir Eltern.“ 

 

Der 23-jährige Felix Feldmann aus Marl hat gerade in Münster seinen Bachelor in Englisch und Philosophie auf Lehramt abgeschlossen. Er freut sich auf die Arbeit mit Jugendlichen in einer Kirchengemeinde in Mexiko. „Ich wollte raus aus der Uni, etwas anderes kennen lernen und erleben. Raus aus der Studentenblase und auch mich anders kennen lernen, jenseits des Schreibtisches“, erklärt er. Felix erhofft sich eine offenere, verständnisvollere Sicht auf die Welt und einen anderen Blickwinkel auf sein eigenes Leben. Zwei Freunde hätten ihm von ihrem Auslandseinsatz total begeistert berichtet. „Und ich bin es bis jetzt auch“ stellt er fest, „wir werden echt gut betreut von unseren Teamenden Joana Gewand und Sebastian Aperdannier aus dem Generalvikariat. Die nehmen uns ernst.“