Ein Jahr in Uganda: „Ich hatte schon immer mehr Fern- als Heimweh“

Auf die Frage, ob der Koffer schon gepackt sei, lacht Merle Boekholt laut auf. „Immerhin steht er schon in meinem Zimmer“, sagt die 19-Jährige aus Kalkar-Wissel schließlich grinsend. „Und ein Packliste habe ich auch schon geschrieben, die jeden Tag ein bisschen länger wird.“ Fehlen sollte besser nichts, denn mit dem Inhalt ihres Koffers muss sie ein Jahr auskommen – in wenigen Tagen fliegt sie nach Uganda, um dort ein Jahr ein Projekt des Freiwilligendienstes des Bistums Münster zu betreuen.

 

Während sie auf dem Marktplatz in Kalkar ein Eis löffelt, wird sie kurz nachdenklich: „Nach der Zusage habe ich mich riesig gefreut, aber dann kamen die Abiprüfungen an der Gaesdonck, die Zeugnisvergabe, der Abi-Ball, da ist das alles irgendwie in den Hintergrund gerückt. Und jetzt ist die Schulzeit vorbei und bald geht es los.“ Ihren Freund wird sie vermissen, Treffen mit ihren besten Freundinnen, die Familie, das eigene Zimmer als Rückzugsort „und mit der Zeit bestimmt auch Kleinigkeiten, einfach mal Netflix gucken zum Beispiel“, zählt sie auf. Aber das alles nimmt sie gerne in Kauf: „Es war schon immer mein Traum, ein Jahr ins Ausland zu gehen und ich freue mich, dass ich diesen Traum jetzt leben kann. Ich hatte schon immer mehr Fern- als Heimweh.“

 

Ganz alleine wird sie nicht nach Uganda fliegen. Ein weiterer Freiwilliger betreut das gleiche Projekt wie sie, den „Ewaldi Children Education Fund“ im Distrikt Nakaseke, außerdem gibt es noch ein weiteres Projekt in Uganda. „Wir hatten schon einige Gelegenheiten, uns sehr gut untereinander kennenzulernen, daher weiß ich, mit wem ich das kommende Jahr verbringe und freue mich sehr darauf“, sagt Merle Boekholt. Die Seminare und Begegnungen mit den anderen 24 weiteren Freiwilligen haben Eindruck bei ihr hinterlassen haben. „Ich habe noch nie vorher erlebt, dass man Menschen, die einem eigentlich fremd sind, innerhalb so kurzer Zeit so gut kennenlernen kann“, blickt sie auf die Treffen des Freiwilligenteams zurück.

 

Wie genau ihr Alltag im ländlich gelegenen Lukumbi, wo der „Ewaldi Children Education Fund“ gegründet wurde, aussehen wird, weiß die 19-Jährige noch nicht. Klar ist aber, dass sie viel mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wird, die entweder als Waisen aufwachsen müssen oder so weit weg von der Schule leben, dass sie während der Woche im dortigen Internat bleiben. Hilfe im Unterricht, Unterstützung bei den Hausaufgaben, Freizeitgestaltung mit den Kindern, darauf freut Merle Boekholt sich. „Ich hoffe, dass ich eine Bezugsperson für die Kinder sein kann“, sagt sie. Die Schule hat rund 300 Schülerinnen und Schüler im Alter von 3 bis 16 Jahren, von denen etwa 100 in dem zur Schule gehörenden Internat wohnen. 

 

Der afrikanische Kontinent stand ganz oben auf ihrer Wunschliste, als sie sich um einen Platz bewarb. „Meine Vater war früher oft beruflich dort und meiner Mutter hat es damals so gut gefallen, dass sie fast dorthin gezogen wären“, erzählt Merle Boekholt. Entsprechend groß sei jetzt schon die Vorfreude ihrer Mutter, dass sie die Tochter in der Ferne besuchen wird. Bis dahin werden aber noch einige Monate vergehen, ein Besuch ist frühestens nach einem halben Jahr vorgesehen. „Einerseits soll der Betrieb im Projekt nicht gestört werden, vor allen Dingen aber braucht man rund ein halbes Jahr, um wirklich angekommen zu sein“, hat sie von früheren Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfahren. Gedanken, wie es nach dem Einsatz in Uganda weitergeht, hat sie sich natürlich auch schon gemacht: „Wenn ich zurück bin, möchte ich vielleicht Soziale Arbeit studieren oder mich in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren. Im Freiwilligendienst habe ich die Chance zu sehen, ob  das wirklich etwas für mich ist, bevor ich mich entscheiden muss“, sagt sie und lacht: „Bis dahin dauert es ja noch ein Jahr.“

In den kommenden Monaten wird Merle Boekholt aus Kalkar-Wissel viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, die in Uganda im Rahmen des „Ewaldi Children Education Fund“ zur Schule gehen. Die 19-Jährige wird dort als Freiwillige leben und das Projekt unterstützen.