7038 Kilometer von zu Hause entfernt

Gerade hat Adele Schulz ihr Abitur erfolgreich bestanden. Jetzt wird sie für ein Jahr ihr beschauliches Zuhause in Haltern am See mit einer Unterkunft in Sumbawanga im Südwesten Tansanias tauschen. In der knapp 100.000 Einwohner zählenden Stadt arbeitet sie gemeinsam mit drei weiteren Freiwilligen in einem Projekt der Caritas. „Ich werde wahrscheinlich die Sozialarbeiter und ‚Housemamas’ im Waisenhaus bei ihrer Arbeit unterstützen. Das liegt mir mehr, als Unterricht in der Berufsschule zu geben, die auch zu dem Projekt gehört“, berichtet die 18-Jährige. 

 

Der Freiwilligendienst ist Adele Schulz nicht fremd, denn ihre Schwester Klara hat sich ein Jahr in einem Projekt in Ruanda engagiert. „Als wir sie letztes Jahr besucht haben, hat mich ihre Arbeit sehr interessiert“, berichtet sie. Dieser Besuch und die Berichte ihrer Schwester haben den Ausschlag gegeben, sich ebenfalls beim Bistum Münster für einen Freiwilligendienst im Ausland zu bewerben. 

 

Adele Schulz freut sich auf den interkulturellen Austausch und den Einblick, den sie in das Leben der Menschen erhält. „So lernt man das Land unmittelbarer kennen als bei anderen Angeboten“, ist sie sicher. Um überhaupt in den Austausch zu kommen, sei es natürlich notwendig, die Sprache der Menschen zu sprechen. Die ist allerdings für europäische Ohren sehr fremd. Doch Adele Schulz findet es cool, sich eine ungewöhnliche Sprache anzueignen. „Wir haben angefangen Kisuaheli zu lernen. Dabei haben uns ehemalige Freiwillige unterstützt. In Tansania werden wir in der ersten Zeit Unterricht von einem Sprachlehrer erhalten“, berichtet die langjährige Messdienerleiterin, die sich zudem in Ferienfreizeiten und in einer Jugendband in ihrer Pfarrei St. Sixtus engagiert. 

 

Die wahrscheinlich einzige Gemeinsamkeit zwischen Haltern und Sumbawanga ist die ländliche Lage. „Beim Essen muss ich mich umstellen. Auch sollen Süßigkeiten sehr teuer sein. Außerdem gibt es kein warmes Wasser“, hat sie von Ehemaligen erfahren. Gemeinsam mit den 27 anderen Freiwilligen aus dem Bistum hat sie sich bei mehrtägigen Seminaren in Berlin und Münster intensiv auf den Auslandsaufenthalt vorbereitet. „Wir sind als Gruppe zusammengewachsen. Auch haben wir besprochen, wie wir bei interkulturellen Konflikten am besten reagieren und was es in Tansania zu beachten gilt“, berichtet Adele Schulz. So sollten beispielsweise Schultern und Knie bedeckt sein. Alle Situationen ließen sich im Vorfeld sicher nicht durchspielen, doch von den Erfahrungen ehemaliger Freiwilliger konnten die Neulinge profitieren. 

 

46 Kilogramm darf der Koffer wiegen, der Adele Schulz begleitet. „Damit komme ich gut aus, denn ich kann vor Ort waschen oder neue Kleidung kaufen“, weiß sie. Eingepackt werden aber auch Erinnerungsfotos, das Handy und der Laptop. Denn dank Skype und dem Nachrichtendienst Whatsapp lässt sich der Kontakt zu Freunden und zur Familie auch aus dem 7038 Kilometer fernen Tansania halten. „Aber ich werde nicht die ganze Zeit erreichbar sein, denn sonst ist es schwierig anzukommen“, ist Adele Schulz schon jetzt klar. 

Sie sei ein neugieriger Mensch: „Ich freue mich darauf, weg zu sein und etwas Anderes kennenzulernen.“ Außerdem gibt es ein Wiedersehen, sowohl mit der Familie als auch mit anderen Freiwilligen. „In Iringa, das nur 750 Kilometer entfernt ist, engagieren sich ebenfalls vier Freiwillige. Wir werden uns auf jeden Fall treffen und gemeinsam das Land erkunden“, hat sie sich bereits verabredet. 

 

Text und Foto: Michaela Kiepe, Bischöfliche Pressestelle Münster